Die zeitgemässe Publikationsstrategie lautet also: Das Buch wird in einer Kleinstauflage für die Familie und die besten Freunde gedruckt und im Internet verschenkt.
Braucht man heute noch einen Verlag, um seine Werke zu publizieren? Der Vergleich der Kosten meiner 'Privatinitiative' mit den Leistungen des Frieling Verlages führt zu einem erstaunlichen Resultat:
Frieling Verlag Berlin:
2000 Bücher mit je 500.000 Zeichen,
192 Seiten, Paperback, Kosten: 29.386,51 DM
= 14,70 DM/Stück (Angebot liegt vor)
Das gleiche Buch mit 500 Seiten besitzt die
2,5-fache Zeichenmenge und würde kosten
= 36,75 DM/Stück (meine Schätzung)
Story Verlag, Berlin:
2000 Bücher mit je 1.250.000 Zeichen,
500 Seiten, Paperback, Kosten: 20.580,14 DM
= 10,30 DM/Stück (Angebot liegt vor)
Der Frieling Verlag ist um den Faktor 3,6 teurer. Wenn seine Angaben richtig sind, dass der Kunde nur 30% der Kosten trägt, dann würde das 500 Seiten starke Buch tatsächlich 122,50 DM kosten und der Multiplikationsfaktor erhöht sich auf 12,0. Bei der CD-Herstellung wird das Verhältnis noch ungünstiger, denn praktisch jeder kann an seinem privaten Rechner CD's herstellen, der Rohling kostet nur eine DM.
Warum bezahlt man beim Frieling Verlag für das gleiche Buch das Dreieinhalbfache? Hat ein Privatier tatsächlich auch bei einer hohen Auflage einen zwölffach günstigeren Wirkungsgrad als ein professioneller Verlag, oder macht der Verlag Frieling & Partner schon beim Faktor 3,6 einen Gewinn von 300 % ?!? Die oben genannten Zahlen basieren auf tatsächlich vorliegenden Angeboten. Über die Interpretation dieser Werte will ich nicht spekulieren. Jeder kann und muss selbst entscheiden, wieviel Geld er beim Publizieren seiner Werke aus dem Fenster wirft.
Aber dieses Beispiel zeigt, wie drastisch sich die althergebrachten Publikationsstrukturen und die Lesegewohnheiten unter dem Einfluss von Computer und Internet verändern. Natürlich wird es bis in alle Ewigkeiten verhinderte Schriftsteller, ehrgeizige Autoren, Verlage und auch Bücher geben. Von den digitalen Technologien, die heute jeder Abiturient in den Grundzügen beherrscht, werden die Verlage aber rechts überholt, ohne dass sie es wahrnehmen und darauf reagieren.
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